Förderung der Gesundheit von Kindern mit Fluchthintergrund

Rathaus Spandau (Foto: www.salecker.info)

„Mobiles Lotsenteam“ auch in 2018

Wie soll eine nach Deutschland geflohene Syrerin für die Gesundheit ihrer Kinder sorgen, wenn sie nur arabisch versteht und das deutsche Gesundheitssystem inklusive der Vorsorgeuntersuchungen nicht kennt? Das „Mobile Lotsenteam zur Förderung des gesunden und chancengleichen Aufwachsens von Kindern mit Fluchthintergrund“ hilft in genau solchen Fällen. Der Bezirk Spandau hat auf Vorschlag von Bezirksstadtrat Frank Bewig entschieden, das Projekt auch für 2018 aus Mitteln des Masterplans für Integration und Sicherheit finanziell zu fördern. Das in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Evangelischen Waldkrankenhauses Spandau angesiedelte Projektteam hat seine Arbeit bereits im März 2017 aufgenommen. 

Kinder langfristig in gesundheitliche Strukturen integrieren

Ziel des Projektes ist es, Kinder unter zwölf, ihre Familien sowie Schwangere langfristig in die gesundheitlichen Strukturen zu integrieren. Zunächst musste dafür der Bedarf ermittelt werden: Wie viele Frauen, Kinder und Schwangere mit Fluchthintergrund gibt es in den Spandauer Unterkünften? Werden sie gesundheitlich ausreichend versorgt? Wo sind Impfungen, Vorsorgen, Facharzttermine, Aufklärung oder Integrationsarbeit nötig? „Ein überraschend positives Ergebnis war, dass viele schwangere Frauen sich bereits einen arabisch sprechenden Gynäkologen gesucht hatten“, erzählt die ausgebildete Familien-, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin Marion Potzies. Sie gehört zusammen mit Projektkoordinatorin Dr. Suha Al-Ani zum mobilen Lotsenteam. Suha Al-Ani konnte als gebürtige Irakerin dabei nicht nur sprachliche, sondern auch kulturelle Übersetzungsarbeit leisten.

Wohlbefinden von Körper und Seele gleichermaßen wichtig

In den vergangenen zehn Monaten hat das Projektteam auch Beratungssprechstunden eingeführt, in denen der individuelle Bedarf direkt mit den Familien besprochen wird. Neben medizinischen Fragen geht es hier auch um das seelische Wohlbefinden: Möchten die Kinder Fußballspielen, tanzen oder schwimmen?

Wie kann der Kontakt zu Vereinen oder Familienzentren mit entsprechenden Angeboten hergestellt werden?

Wenn Suha Al-Ani und Marion Potzies vermehrt Wissenslücken bei Themen wie Zahngesundheit oder Ernährung feststellen, organisieren sie Infonachmittage für Kinder und Eltern. Auch Fortbildungen für die Mitarbeiter in den Einrichtungen zum Umgang mit traumatisierten Menschen sind in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Johannesstift entstanden. Der regelmäßige Austausch mit anderen ist für das Team ebenfalls wichtig – beispielsweise in der Steuerungsrunde des Bezirks mit allen Akteuren der Flüchtlingsgesundheit.

Mobiles Lotsenteam reiht sich in Arbeit von KiJu Fit ein

Das mobile Lotsenteam ist eine Art Weiterentwicklung des Netzwerks Prävention und Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter – kurz KiJu Fit. Das Evangelische Waldkrankenhaus Spandau, die Paul Gerhardt Diakonie und der Bezirk engagieren sich hier schon seit 2011 mit verschiedenen Projekten für das gesunde Aufwachsen der Kinder in Spandau. Dass das mobile Lotsenteam jetzt auch weiterhin finanziert wird, ist wichtig, so Spandaus Gesundheitsstadtrat Frank Bewig: „Gesundheit ist das höchste Gut des Menschen und wichtige Basis für ein chancengleiches Aufwachsen von Kindern. Dieses muss allen Kindern in Spandau egal mit welchem sozialen oder ethnischen Hintergrund ermöglicht werden.“ Der Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin des Waldkrankenhauses Priv-Doz. Dr. Frank Jochum ergänzt: „Auch hier gilt, besser rechtzeitig vorbeugen, als später Krankheiten reparieren.“