Mauerblümchentour durch das Falkenhagener Feld

Quartiersmanagement fördert Aktivitäten

Als Mauerblümchen bezeichnet man umgangssprachlich wenig beachtete Menschen. Frauen, die nicht zum Tanz aufgefordert werden und so am Rand der Tanzfläche ausharren müssen, bekamen früher diese wenig nette Bezeichnung verpasst.

Ein wenig gilt dies auch für das Falkenhagener Feld (FF). Außenstehende kämen kaum auf den Gedanken, hier nach Besonderheiten zu suchen. Die 9 Kilometer lange Mauerblümchentour zeigt, dass es anders sein kann. Zu Fuß oder auch mit dem Drahtesel bietet Linda Kindin in ihrem Flyer eine botanisch-historische Entdeckungstour durch das FF. Als Bewohnerin aus dem Falkenhagener Feld nutzte Frau Kindin die Gelegenheit der Finanzierung von Flyern und Kameramaterialien aus dem Aktionsfond des Quartiersmanagement im Falkenhagener Feld West.

Linda Kindin hat schon viele Freunde und Bekannte durch das FF geführt, die überrascht waren, wie grün es hier ist und welche historische Begebenheiten zu erzählen sind.

„Seit ca. 24 Jahren wohne ich in Deutschland, Berlin-Spandau. Als ich hierher kam, habe ich mich in den Bezirk verliebt. Überall gibt es Grün und Zeugnisse der Geschichte, die die Welt verändert haben. Dann habe ich „Touristenführerin“ für Bekannte/Verwandte aus São Paulo, Washington und London gespielt. Wie ich, waren sie begeistert vom Bezirk. Mein Traum seitdem ist Spandau, besonders das Falkenhagener Feld West wo ich wohne, den Touristen zu zeigen.“

Dies ist ein Beispiel dafür, dass es sich lohnt, die eigene Wohnumgebung etwas näher in Augenschein zu nehmen. Es gibt viel zu entdecken, man muss sich nur bewusst auf Spurensuche begeben. Wege für Radfahrer, Skater und Fußgänger im FF bieten vielfältige Möglichkeiten. Die Mauerblümchentour ist nur eine davon und soll eher Anreiz sein, die scheinbar so unspektakuläre eigene Umgebung mit anderen Augen zu betrachten

Natur und Geschichte im Falkenhagener Feld West

Die Fahrrad- oder Wander-Tour startet mitten im FF am Ende des Spekteweg (anders, als im Flyer zu sehen), direkt am Fußgängerübergang der Bötzowbahn, einer Bahnlinie, die ihre Ursprünge im vorherigen Jahrhundert hat. Es vor kurzem rückte sie wieder in Blickfeld von Diskussionen, als es um eine denkbare Verlängerung der S-Bahn ins Falkenhagener Feld ging.

Von dort geht es nach Süden zum großen Spektesee, im Volksmund nur Kiesteich genannt. Dieser lieferte in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts Baumaterial für den Wiederaufbau des zerstörten Berlins. Einst mehr als doppelt so groß, wurde er später mit Bauschutt teilweise wieder zugeschüttet. Im Sommer ist der Kiesteich DIE Anlaufstelle für Badegäste aus der Umgebung. Im letzten Jahr wurden im Spektepark viele Sportmöglichkeiten für Jung und Alt fertiggestellt, die gerne genutzt werden. Das Angebot reicht vom Kletterfelsen, der weithin zu sehen ist, über eine Parcour-Strecke bis zum Mehrgenerationensportplatz.

Unter der Spektebrücke hindurch geht die Tour entlang der Spektelake durch die Spektewiesen, die mit ihren Wildblumen und Gräsern überraschen. Über eine Holzbrücke, die im Sommer gerne als Absprungmöglichkeit ins kühle Nass genutzt wird, geht es links ab in Richtung Finkenkruger Weg, entlang der ehemaligen Grenze. Nur ein paar Gedenkstelen weisen noch darauf hin, dass hier einst die Mauer verlief. Hier wird der Mauertoten, wie z.B. Willi Block, Helmut Kliem und Klaus Schulze gedacht.

Weiter geht es entlang des Mauerradweges über die Falkenseer Chaussee hinweg vorbei an weiteren Gedenkhinweisen bis zur Radelandstraße, der wir bis zur Stadtrandstraße folgen. Fast „versteckt“, auf dem Gelände des Waldkrankenhauses, stehen noch Gebäude aus der NS-Zeit. Für das größenwahnsinnige Projekt „Welthauptstadt Germania“ sollte hier die Arbeiterstadt „Große Halle“ für 8000 Einwohner entstehen. Ein Mahnmal für die Zwangsarbeiter, die hier schuften mussten, erinnert daran.

Den Flyer für diese Tour können sie hier als PDF herunterladen. Demnächst veröffentlichen wir einen Termin für eine gemeinsame Tour.

Linda Kindin / Ralf Salecker