Die drei Familienzentren (FiZ – Familie im Zentrum) im Falkenhagener Feld Ost und West sowie in der Heerstraße Nord wurden 2008 als Modellprojekte über das Programm der Sozialen Stadt angeschoben und sollten langfristig in eine Regelfinanzierung übernommen werden. Nun läuft die Finanzierung zum Ende des Jahres aus und der Senat will plötzlich zwei gänzlich neue Familienzentren im Bezirk finanzieren.
Hierzu ein offener Brief der Träger der drei Spandauer Familienzentren (Familie im Zentrum):
Offener Brief an die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft
Sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst haben wir die Mitteilung über die Umsetzung des Programms „Aufbau der Berliner Familienzentren“ mit großer Freude aufgenommen, da wir als Familienzentren in Spandau davon ausgingen, nach fünf Jahren erfolgreicher Arbeit eine Regelfinanzierung zu erhalten.
Nun stellte sich heraus, dass die bewilligten Mittel der Senatsverwaltung ausschließlich für die Einrichtung neuer Standorte verwendet werden sollen. Das ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar und auch nicht hinnehmbar.
Wir haben drei Jahre im Rahmen eines evaluierten Modellprojektes „Familie im Zentrum“ (FiZ) ein stabiles Netzwerk mit gut besuchten Angeboten und zahlreichen Ehrenamtlichen in drei Quartiersgebieten in Spandau aufgebaut. Die Modellstandorte wurden vom Bezirk sorgfältig ausgewählt. Sie erfüllen alle Kritieren, die das Landesprogramm an Familienzentren stellt und haben sich in der Praxis auch als besonders geeignet herausgestellt.
Das Modellprojekt wurde 2008 von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt aus der Taufe gehoben und finanziert. Die Projektentwicklung verlief in enger Abstimmung mit dem Bezirk und auch in Absprache mit der Verwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft. Die Umsetzung der Projekte war mit beträchtlichen Eigenleistungen der beteiligten freien Träger verbunden. All dies geschah im Hinblick auf ein Landesprogramm für die Förderung von Familienzentren, das zu diesem Zeitpunkt schon am Horizont auftauchte.
Die Ergebnisse des erfolgreichen Modellprojektes wurden der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft auf unserer Abschlussveranstaltung am 25.11.2010 präsentiert. Auf dieser Veranstaltung hat uns die zuständige Staatssekretärin eine Aufnahme in das künftige Landesprogramm zugesagt.
Im Rahmen einer Übergangsfinanzierung – wiederum geleistet durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, mit stark gekürzten Personal- und Sachkosten sowie nochmals dem erheblichen Einsatz von Eigenmitteln durch die Träger – ist es uns nach Auslauf der Modellphase in den vergangenen zwei Jahren gelungen, die Angebote aufrecht zu erhalten, weiter zu entwickeln und sogar auszubauen. Das war möglich, weil sich an den drei FiZ-Standorten ein stabiler Stamm von Ehrenamtlichen gebildet hat, die mit großem Engagement Angebote für die im Quartier lebenden Familien machen. Sie könnten ohne die hauptamtliche Fachkraft in jeder Einrichtung allerdings nicht arbeiten.
Da diese Finanzierung am Ende des Jahres 2012 ausläuft, werden die Angebote und das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen ersatzlos wegfallen. Unserer Einschätzung nach erfüllen wir ab 2013 damit das Kriterium der Zusätzlichkeit, denn im Bezirk stehen keinerlei Mittel für eine Weiterfinanzierung zur Verfügung (vgl. Pressebeitrag im Spandauer Volksblatt vom 11. Juli 2012). Aber gerade in diesen Gebieten ist ein niedrigschwelliges, von den Familien akzeptiertes und mitgestaltetes Begegnungszentrum wichtig und notwendig!
Das Vorgehen der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft ist für uns völlig unverständlich. Ein Wegbruch der schon mit dem Bezirk und dem Land abgestimmten Standorte ist unverantwortlich und widerspricht dem Geist des gerade neu aufgelegten Landesprogramms, das eine neue Qualität in die Entwicklung der Familienzentren in Berlin bringen will. Ein neuer Träger fängt wieder bei Null an und die bisherigen Ehrenamtlichen werden sich enttäuscht zurück ziehen. Aus unserer Erfahrung ist der Erfolg eines Familienzentrums abhängig von seiner Kontinuität und Verlässlichkeit.
Daher bitten wir Sie, die Aufnahme der drei bestehenden Familienzentren
- FiZ Heerstraße an der Christian-Morgenstern-Grundschule
- FiZ Ost an der Kita Fantasia
- FiZ West an der Kita des Humanistischen Verbandes
in das Landesprogramm zu unterstützen. Wir halten dies aufgrund der Vorgeschichte des Modellprojektes für gerechtfertigt und würden uns sehr über die Gelegenheit freuen, mit Ihnen über unsere Arbeit und unsere Sorgen ins Gespräch zu kommen.
Doreen Sieg
Geschäftsführerin FiPP e.V.
Familie im Zentrum Falkenhagener Feld Ost an der Kita Fantasia
im Namen auch der anderen Träger
- Evangelisches Johannesstift Jugendhilfe gGmbH Familie im Zentrum Heerstraße an der Christian-Morgenstern-Grundschule
- Humanistischer Verband
- Familie im Zentrum Falkenhagener Feld West an der Kita Wasserwerkstraße