Unser Kiez soll schöner werden

In Spandau gibt es Computerkurse im Mehrgenerationenhaus. Foto: Enriko Böttcher

Wie engagierte Berliner ihren Stadtteil vor der Haustür attraktiver machen. BerlinerAkzente war mit zwei Quartiersmanagern unterwegs.

Berlin ist bunt, groß, vielfältig – und auf keinen Fall homogen. Nicht nur die einzelnen Stadtteile unterscheiden sich voneinander, auch die vielen Kieze innerhalb eines Bezirks haben ihre ganz eigene Charakteristik, ihren individuellen Charme und auch ihre jeweiligen Schwierigkeiten. Einige Quartiere sind etwa durch eine überdurchschnittlich hohe Arbeitslosenquote, mangelnde Sozialstrukturen oder eine steigende Kriminalitätsrate geprägt.

Seit rund 14 Jahren gibt es für solche Bezirke das Quartiersmanagement (QM). In 34 Berliner Stadtteilen stoßen die Quartiersräte Projekte an, verbessern das Lebensumfeld und binden die Bewohnerinnen und Bewohner aktiv in die Gestaltung des Miteinanders im eigenen Bezirk ein.
Quartiersmanagement für 17.000 Anwohner

Eines der ersten Berliner Stadtteilprojekte war das QM Schöneberger Norden rund um Potsdamer Straße, Nollendorfplatz und Bülowstraße. „Unser Gebiet ist grob in vier Kieze mit insgesamt rund 17.000 Anwohnern unterteilt“, sagt Peter Pulm, der seit 2007 QM-Teamleiter ist.

„Hohe Arbeitslosigkeit, viele bildungsferne Familien, ein fest verankertes Rotlichtmilieu und eine Zweidrittelmehrheit von Menschen mit Migrationshintergrund stellen unser Quartier vor spezielle Herausforderungen. Im „Pallasseum“, einem zehnstöckigen Gebäudekomplex, der vor fast 40 Jahren errichtet wurde, bündeln sich viele dieser Schwierigkeiten.“

Als das QM vor rund 14 Jahren seine Arbeit aufnahm, galt es zunächst, die Bewohner zum Mitmachen zu animieren – denn die Entwicklung sollte für sie und mit ihnen passieren. Heute gibt es eine beachtliche Anzahl von Projekten: Ein Parkplatz wurde beispielsweise in den grünen PallasPark umgewandelt, in dem sich Nachbarn treffen, Kinder spielen oder gemeinsame Veranstaltungen stattfinden. Seit einiger Zeit haben Anwohner dort zudem kleine Gärten.
In Schöneberg: Gärten für Anwohner, Instrumente für die Schüler

„Die Beteiligten kümmern sich liebevoll und selbstständig um diese Oasen und neulich kam die Gärtnergemeinschaft auf die Idee, einen Verein zu gründen“, erzählt Peter Pulm. Genau das sei das Ziel des Quartiersmanagements: die Anwohner einzubinden und so zu begeistern, dass sich die Projekte selbstständig weiterentwickeln.

So war es auch bei der Neumark-Grundschule, der das QM mehrere Instrumente spendierte. „Seitdem gibt es eine klassenstufenübergreifende Blaskapelle, in der die Kinder mit Begeisterung mitspielen“, so Pulm. „Diese tritt dann wieder auf verschiedenen Veranstaltungen im Kiez auf, trägt zur Gemeinschaft bei und fungiert als Multiplikator.“
In Spandau: Computerkurse im Mehrgenerationenhaus

In Berlins westlichstem Bezirk arbeitet das QM Falkenhagener Feld West seit 2005 daran, das Wohnumfeld für die rund 9.000 Einwohner aufzuwerten. „Wir wurden in diesem Gebiet präventiv eingesetzt“, sagt QM-Teamleiter Karl-Heinz Fricke, „da es noch nicht so starke Negativentwicklungen gab, aber man es auch nicht dazu kommen lassen wollte.“

Neben überforderten Eltern und Empfängern von Sozialleistungen stellte vor allem der Mangel an offener Jugendarbeit eine Herausforderung dar. „Wir wollten Begegnungsstätten schaffen, in denen Jung und Alt sowie Anwohner mit und ohne Migrationshintergrund miteinander in Kontakt kommen“, so Fricke. „Zudem ging es darum, Kinder frühzeitig zu fördern und Jugendlichen einen Treffpunkt zu bieten.“
Videofilme drehen, den Umgang mit Computern üben

Heute nutzen die Anwohner ein Mehrgenerationenhaus mit Kita und öffentlichem Café. Und auch die MUXS-Medienwerkstatt ist hochfrequentiert. Hier kann der Nachwuchs Videofilme drehen oder professionelle PowerPoint-Präsentationen erstellen, Ältere üben den Umgang mit Computern und dem Internet. „Diese zahlreichen Angebote sind für viele Bürger Anstoß, eigene Projekte auf die Beine zu stellen – etwa ein Nachbarschaftsfest oder eine Stadtteilzeitung“, so der Teamleiter.

Karl-Heinz Fricke und seine Kollegen planen bereits für die Zukunft. Sie hoffen, dass Anwohner ihre Ideen auch weiterhin engagiert einbringen – um den Kiez noch lebenswerter zu machen.

Autorin: Pauline Krebs

Quelle: http://www.berliner-akzente.de/stadt_szene/quartiersmanagement.php